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Sonnabend, 10. August 2024

Wege zu einer lebendigen Beziehung des Menschen mit der Natur

Naturwahrnehmung im Kloster St. Jürgen vor Rambin

Intakte Gärten und Landschaften sind die Grundlage für die biologische Vielfalt, fruchtbare Böden, sauberes Wasser und ein ausgeglichenes Klima. Viele Menschen schätzen die erholsame, gesundende und anregende Wirkung eines Aufenthalts in der Natur. Doch eine vielfältige, regionaltypische Kulturlandschaft kann heute nur entstehen, wenn sich Menschen bewusst mit ihrer Umgebung verbinden und daraus verantwortlich tätig werden.

Ausgehend von einer einfühlsamen sinnlichen Wahrnehmung der Landschaft als Ganzes, der Pflanzen, Tiere und Gesteine, können sich schrittweise eine lebendige innere Erfahrung und ein Vertrautwerden mit dem Charakter eines Ortes bilden. Das bewusste Miterleben der Naturphänomene führt auch zu einem Erkennen der eigenen Impulse und öffnet uns für eine tiefere Begegnung mit den anderen Menschen.

Im Zusammenklang der individuellen Blickrichtungen, in der Begegnung von inneren und äußeren Erfahrungen bildet sich eine bewegliche und dennoch charakteristische Ganzheit aus, worin sich der „Genius loci“ aussprechen kann. Auf diese Weise entwickeln sich neue, und für eine lebenswerte Zukunft auch dringend benötigte Fähigkeiten in uns, im Einklang mit der Natur eines Ortes zu handeln.

Das Kloster St. Jürgen vor Rambin wurde im Jahr 1334 von dem Stralsunder Ratsherrn Gottfried von Wickede als Hospital (Seekenhus) gestiftet.

Es handelt sich hierbei um eine gärtnerische Anlage, die im Zusammenhang mit einer Spital- und späteren Wohnnutzung in eindrucksvoller Weise eine jahrhundertealte Gartenkultur an ein und demselben Standort dokumentiert.

In der engen Verknüpfung von Wohn- und Gartennutzung verkörpert sie gleichsam exemplarisch das Urbedürfnis der Menschen zu Gärtnern. Die kulturhistorische und gartendenkmalpflegerische Bedeutung der Anlage liegt in der Verbundenheit und Harmonie additiv aneinander gefügter und unterschiedlichen funktionellen und ästhetischen Ansprüchen genügender Gartenräume wie Nutzgärten, Obstwiesen, Parkanlagen und Schmuckplatz. Seit einigen Jahren bemüht sich der Häuserverein „Leben ins Kloster Rambin e.V.“ um die Wiederbelebung der Klosteranlage durch ein generationenübergreifendes sozial-ökologisches Lebens- und Arbeitsprojekt als Ort der Begegnung, Bildung und Kultur. Er knüpft hierbei an die fast 700-jährige Geschichte und Tradition eines gemeinschaftlichen Wohnens mit Selbstversorgung an. Das Projekt wird von Menschen getragen, die sich entschlossen haben, dauerhaft auf der Insel Rügen zu leben oder schon im Kloster wohnen. Sie wollen das unter Denkmalschutz stehende Ensemble erhalten, sanieren und modernisieren.

Neben der intensiven Beschäftigung mit der Geschichte der Anlage, den mühevollen administrativen Aktivitäten zur Vereinsgründung und der Übernahme der Anlage von der Hansestadt Stralsund durch einen Pachtvertrag 2023 sowie einer vielfältigen Öffentlichkeitsarbeit wurden auch bereits erste ganz konkrete praktische Arbeiten geleistet wie beispielsweise die Reparatur von Parkbänken, die Kultivierung brachliegender Nutzgärten, Heckenschnitt und Gehölzpflege, Aufräumarbeiten und Instandhaltungsmaßnahmen an Gebäuden.

Aus den bisherigen kulturellen Tätigkeiten sind Fragen entstanden, die während des Naturwahrnehmungsseminars bearbeitet werden sollen. Es geht vor allem darum, den Qualitäten des Bereiches vom Eingang zur Klosteranlage bis zur Kapelle einschließlich der landschaftlichen Parkanlage an der Südseite nachzuspüren. Was ist das jeweils Besondere dieser Orte? Wie wird der jetzige Zustand empfunden? Wie können diese Räume in Harmonie mit ihrem jeweiligen Charakter lebendig in die Zukunft entwickelt werden? Ergeben sich Handlungsoptionen für ein praktisches Tun aus dem Seminar?

Die Aufgabe wird darin bestehen, in kleinen Gruppen die Orte und Stimmungen wahrzunehmen, Strukturen, Pflanzen und Tiere einfühlsam zu beobachten und sich anschließend über die Erfahrungen auszutauschen. Aus den individuellen Beiträgen kann dann ein umfassendes Gesamtbild entstehen. Auf diese Weise werden die Einzelbeobachtungen integriert in ein zusammenhängendes Ganzes des Spezifischen dieser Gartenräume im Kloster und es wird erlebbar, wie jedes Detail das Wesen der Orte deutlicher werden lässt.

Zum Abschluss werden im Rahmen eines Pflegeeinsatzes die Stockaustriebe der alten Linden zurückgeschnitten. Hierfür wird um das Mitbringen von eigenem Werkzeug (Astschere und Handsäge) gebeten.

Das Seminar richtet sich sowohl an Menschen, die unmittelbar mit dem Projekt im Kloster Rambin verbunden sind, als auch an Menschen, die gern in der Natur sind, sich für Pflanzen und Tiere interessieren und ihre Erfahrungen in der Wahrnehmung von Natur im Austausch mit anderen vertiefen wollen.


Sonja Schürger | Garten- und Landschaftsarchitektin | Stralsund
Dr. Angela Pfennig | Gartenhistorikerin | Stralsund

Naturwahrnehmung im Kloster St. Jürgen vor Rambin

10.00 – 18.00 Uhr
Treffpunkt: 18573 Rambin auf Rügen | Kapelle des Klosters

Seminar

Teilnahme: 40 Euro | 20 Euro für Studierende | Inklusive Mittagsimbiss

Einladung / Anmeldung öffnen


Änderungen, insbesondere Programm- und Terminänderungen vorbehalten.