
Schon 1527 setzte sich Martin Luther in seinem Sermon „Ob man vor dem Sterben fliehen möge“ dafür ein, Begräbnisse nicht mehr in und bei den innerstädtischen Kirchen, sondern an einem „feinen, stillen Ort“ außerhalb der Stadt anzulegen.
Friedrich (der Fromme), Herzog zu Mecklenburg, befahl im April 1771 die Verlegung der Friedhöfe vor die Tore der Städte seines Landes. Ganze 60 Jahre mussten vergehen und erst eine Cholera-Epidemie rasch nahen, ehe sich die Stadt Rostock zur Einrichtung einer Begräbnisstätte vor ihren Toren durchringen konnte. Dieser im August 1831 eingeweihte erste städtische Friedhof mit einer Größe von anfänglich 3 ha wurde in den folgenden 80 Jahren zu seiner endgültigen Größe von
17 ha erweitert. Bis zu seiner Entwidmung 1978 bildete er gemeinsam mit dem benachbarten Jüdischen Friedhof das kulturelle, soziale und stadtgeschichtliche Gedächtnis Rostocks.
Die Umgestaltung des Friedhofes zu einem Wohngebietspark Anfang der 1980er-Jahre war ein tiefer Einschnitt in diese gewachsene Situation. Dennoch zeugen auch heute noch das durchgängig orthogonale Wegesystem, raumbildende Lindenalleen und beeindruckende Solitärbäume, historische Grabbepflanzung sowie vor allem verschiedene erhalten gebliebene Grabmale von alter Schönheit.
Mithilfe historischer Fotos und Pläne, beispielsweise zu den ehemals 85 Kapellenplätzen, sowie aktueller, mitunter versteckt liegender Befunde werden während eines Spaziergangs durch den heutigen Lindenpark die bewegte Geschichte des Alten Friedhofes und die Bemühungen um die Erhaltung seiner Strukturen vorgestellt.
Hannes Rother | Landschaftsarchitekt | Rostock
Denn ein Begräbnis sollte … ein feiner, stiller Ort sein, … wohin man mit Andacht gehen und stehen kann …
Der alte Friedhof (Lindenpark) Rostock
Treffpunkt: 10.00 Uhr
Ort: Rostock, Lindenpark, Eingang am Saarplatz
Führung
Teilnahmegebühr: 6 Euro